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In der Gemeinde Öpping im Bezirk Rohrbach, OÖ sträubt sich eine ganze Siedlung mit einer Unterschriftenaktion gegen einen innovativen und zukunftsorientierten Wohnbau aus Seecontainern.
Wer darf eigentlich entscheiden wie man den individuellen Wohnraum gestaltet?
Im Fall von Peter Grünzweils geplanten Wohnatelier die Nachbarschaft, die sich gegen die unkonventionelle Bauweise aus Seecontainern sträubt. In den vielen europäischen Metropolen haben sich Seecontainer als Wohnobjekte etabliert und zu Cultbauten entwickelt: Studentenwohnheime, Firmenzentralen, stylische Bars ja sogar Brauereien haben dieses Konzept aufgegriffen. Es geht hierbei nicht nur um das Wohnen selbst, sondern vielmehr um die Philosophie von Upcycling. Das bedeutet Abfallprodukte oder (scheinbar) nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte umzuwandeln. Der Künstler Peter Grünzweil ist überzeugt von dieser Bauweise und plant seit Jahren an seinem Wohnatelier in Öpping, Kimmerting.
Wohnen im Container
Auch der Gedanke den eigenen Wohnraum zu minimieren, spielt bei der Idee „Wohnen im Container“ eine Rolle. Dieser Minimalismus stellt die persönliche Lebensqualität in den Vordergrund, um zum Beispiel trotz Haubau nicht auf Reisen verzichten zu müssen und den eigenen Horizont stets erweitern zu können. Oder: Als „Häuslbauer“ nicht finanziell abhängig von Banken zu sein, durch überdimensionierten Wohnraum, der ohnehin wieder leer steht, sobald die Kinder wieder aus dem Haus sind, ist ebenso wesentlich. Persönliches Downsizing, Reduzieren und bewußter Verzicht ist im Trend, das beweist nicht nur Marie Kondo mit ihrem Bestseller „Magic Cleaning“. Weniger ist mehr und verändert das Leben positiv. Auch der neue Interior-Hype „Wabi Sabi“ (= der Mut zum Unperfekten) aus Japan stellt die Ästhetik der Einfachheit und Unvollkommenheit in den Vordergrund. Genau das wollte Peter Grünzweil auch mit seinem Bau bezwecken.
3 Graue Boxen sorgen für Wirbel
Geplant wären drei übereinander gestapelte Container, zum Teil versetzt (siehe Foto Mannerschnitten), gewesen. Die Architektur selbst wäre nicht viel anders gewesen, als bei vielen anderen verschachtelten Neubauten im Mühlviertel. Die Optik des Haupthauses hätte auch nichts mit dem „Shabby-Look“ von Containern zu tun gehabt, sondern wären sauber ausgeführte Boxen in Anthrazit geworden (siehe Foto). Peter Grünzweil ist nach den ersten Widerständen von den Anrainern Kompromisse eingegangen und hat den Bauplan mehrmals verändert: Aus den ursprünglichen vier übereinander gestapelten Containern wurden drei und die geplante Lärmschutzwand aus ausrangierten Seecontainern wäre mit einer Textilverkleidung abgedeckt worden.
Die Anrainer lehnen aber die Optik von Seecontainern kategorisch ab und befürchten eine Verminderung ihrer Wohnqualität. Für sie gehört das Bauwerk nicht in eine Siedlung sondern in ein Industriegebiet. Für die Nachbarn ist laut dem Bescheid, wo die Errichtung des Bauwerkes untersagt wird, nicht nachvollziehbar, freiwillig in einem Container einzuziehen.
Stellungnahmen der Anrainer im Ablehnunsbescheid
„In der Wohnsiedlung in Kimmerting gibt es kein annäherndes ähnliches Bauobjekt. Diese Sichtweise wird auch durch die Unterschriftenliste gestärkt.“ Außerdem fürchtet sich das Ehepaar um die Einschränkung ihrer Wohnqualität durch „größere Menschenansammlungen bei Veranstaltungen wie z. B. Ausstellungen oder Klassenbesuchen.“
„Container, auch wenn sie verhängt sind, passen nicht in einer Wohnsiedlung.“ „Wenn dies ein ständiger Wohnsitz wird, wo werden die Kinder wohnen? Gibt es genug Wohn- bzw. Schlafräume für die Kinder?“
Ein weiterer Anrainer zeigt sich ebenfalls besorgt über die Optik des Ortsbildes „Jeder fürchtet um das zur Zeit sehr schöne Ortsbild“ und auch über die Arbeitsmaterialien wie die Verwendung von Künstlerfarben und dessen ordnungsgemäßer Verwendung: „Wie werden die Materialien gelagert? Es muss eine spezielle Lagerung gegeben sein (Gefahrengut, Explosionsgefahr) Wie erfolgt die Entsorgung dieser Materialen?“
60 Unterschriften gegen den Bau
Der Bürgermeister von Öpping Thomas Bogner hat den Bau unterstützt und hat sich für den innovativen Bau eingesetzt. Der Bau wäre sogar schon vom Land OÖ abgesegnet worden. Das Projekt scheitert aber nicht nur an den 60 Unterschriften der Nachbarschaft, sondern auch an der negativen Stellungnahme der Ortsbildkommission. Der Ortsbildbeirat für Oö Nordost unter dem Vorsitz von DI Dr. techn. Roland Forster beschreibt in dem Gutachten: „Die ständigen Mitglieder des Ortsbildbeirates fassen zusammen, dass die wesentlichen gestalterischen Merkmale des Bauvorhabens im Widerspruch zur Gestaltungscharakteristik und baulichen Struktur der Umgebung und zur Charakteristik der Umgebung stehen und daher schwere Störungen des Orts- und Landschaftsbildes bei Realisierung zu erwarten sind.“
Mit soviel Gegenwind hat der Künstler Peter Grünzweil nicht gerechnet und hätte sich gerade von jungen Leuten in der Siedlung oder von Architekten in einem Ortsbildbeirat mehr Zustimmung und Aufgeschlossenheit erwartet. „Auch in der Architektur ist die Angst vor Neuem groß. Wir leben wir in einer Gesellschaft in der leider kein Platz mehr für neue Denkweisen und Individualisten ist. Ich bin so überzeugt von dieser Bauweise und sehe es als Einschränkung der persönlichen Freiheit, dass dieser Bau nicht erlaubt wird. Die Stellungnahmen mit denen ich konfrontiert werde sind aus der Luft gegriffenen. 1. Meine Kinder haben ganz sicher genug Platz zum Spielen und Schlafen. 2. Künstlerfarben und meine Arbeitsmaterialen sind nicht giftig. 3. Veranstaltungen oder Schulklassenbesuche waren nie vorgesehen.“
Letztendlich wird der Bau nicht zustande kommen. Grünzweil möchte es dem Bürgermeister nicht zumuten 60 Gegenstimmen seiner Gemeinde zu ignorieren. Dazu kommen noch die viel höheren baulichen Auflagen und Extraausgaben durch den Widerstand der Nachbarn. Somit ist die ursprünglich geplante „Low-Budget-Philosphie“ der Wohncontainer nicht mehr umsetzbar und würde um ein Vielfaches mehr kosten. Die Ideee von Downsizing ist damit gestorben. Auch für den Künstler selbst ist, Kimmerting kein Platz mehr für ein Atelier. „Die Ablehnung, die Aggression und den Druck durch die Anrainer, will er seiner Familie nicht zumuten. Öpping wäre kein Platz mehr, wo ich kreativ arbeiten könnte, geschweige denn wo man sich mit Kinder sicher fühlt.“